Eine Geschichte des Karamells
Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Zucker, eine Grundzutat für die Karamellherstellung, auf dem Lande noch kein gängiges Produkt. Der Rahm hingegen wurde eher zu Butter verarbeitet. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Sahnekaramell vor dieser Zeit weit verbreitet war.
Die erste bekannte schriftliche Erwähnung findet sich im Dictionnaire universel de cuisine pratique des Wallisers Joseph Favre, veröffentlicht 1894. Dieser schlägt mehrere Rezepte für Karamellbonbons vor: mit Kaffee, mit Kakao, mit Früchten und mit Rahm. Sobald der Zucker gekocht war, wurde das Karamell mit einem Karamellschneider, eine Art Ausstechform mit lauter quadratischen Öffnungen, oder mit einer geriffelten Walze geschnitten. Es ist jedoch anzumerken, dass sich die von Favre in seinem Wörterbuch beschriebenen Rezepte meist auf die Französische Küche beziehen.
Die ersten spezifisch schweizerischen Nachweise stammen aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Im Glossaire des patois de la Suisse romande wird die Verwendung des Begriffs caramels à la crème (Rahmkaramell) für den Kanton Waadt (Penthalaz) erwähnt. Wir finden ein Rezept im Kochbuch La cuisine des familles von Louis Maillard, veröffentlicht 1901 in Genf.
In den Haushalten der Kantone Freiburg und Waadt wurden während des gesamten 20. Jahrhunderts Rahmkaramellbonbons gekocht und geschnitten. Auch heute noch werden sie in bäuerlichen Haushalten für den privaten Verbrauch und zum Verkauf hergestellt. Da es sich um ein Produkt handelt, das einfach zuzubereiten und dessen Ergebnis garantiert ist, stellen seit den 1960er und 1970er Jahren auch Konditoreien und einige Molkereien Rahmkaramell her.